Screenreader verstehen

Digital barrierefrei für Blinde 

Was ist ein Screenreader? Ein Screenreader ist ein Bildschirmleseprogramm, das blinden und sehbehinderten Menschen hilft, Inhalte auf digitalen Geräten zu erfassen. Die Software erkennt Elemente auf dem Bildschirm – wie Texte, Buttons, Links oder Bilder – und gibt diese in gesprochener Sprache oder über eine Braillezeile aus. So können Nutzer Websites, Programme oder Dokumente lesen und bedienen, ohne auf visuelle Darstellung angewiesen zu sein. 

Screenreader gehören zu den sogenannten assistiven Technologien. Sie zählen – ähnlich wie Rollstühle oder Gehhilfen im physischen Raum – zu den technischen Hilfsmitteln, die Teilhabe am digitalen Leben ermöglichen. Somit sind ein zentraler Bestandteil der digitalen Barrierefreiheit und ermöglichen es, Webseiten und Anwendungen für alle Menschen zugänglich zu machen – unabhängig von ihren visuellen Fähigkeiten. 

Wie funktionieren Screenreader? 

Screenreader analysieren die Struktur und Inhalte von Webseiten oder Anwendungen und übermitteln sie in alternativer Form. Dabei gibt es zwei grundlegende Bedien-Modi: 

  • Lesemodus: Der Nutzer kann sich lineare Inhalte wie Absätze, Überschriften oder Listen vorlesen lassen, z. B. beim Lesen eines Artikels oder Dokuments. 
  • Interaktionsmodus: In diesem Modus navigieren Nutzer durch Formulare, Menüs oder Buttons und können sie gezielt bedienen. 

Die Ausgabe erfolgt entweder als gesprochene Sprache, etwa über Kopfhörer, oder als Braille über eine Braillezeile. 

Bekannte Screenreader im Überblick 

NVDA – Kostenlos und Open-Source 

NVDA (NonVisual Desktop Access) ist ein kostenloses Programm für Windows. Er ist open source und eignet sich ideal für private Nutzer oder Bildungseinrichtungen. NVDA unterstützt viele Sprachen, ist mit den meisten Programmen kompatibel und wird regelmäßig aktualisiert. 

JAWS – Professionell und kostenpflichtig 

JAWS (Job Access With Speech) gilt als einer der leistungsfähigsten Screenreader weltweit. Er bietet erweiterte Funktionen, lässt sich stark anpassen und wird besonders im beruflichen Umfeld eingesetzt. Allerdings ist er kostenpflichtig und richtet sich eher an Organisationen oder professionelle Nutzer. 

Screenreader für Chrome und andere Browser 

Die technischen Programme in Chrome funktionieren entweder über das Betriebssystem oder Erweiterungen. ChromeVox, die Erweiterung von Google, ist speziell für Google Chrome optimiert und unterstützt viele Basisfunktionen.

 Auch auf Android-Geräten gibt es integrierte Lösungen: TalkBack ist die Screenreadersoftware für Android und gehört zur Standardausstattung. 

Screenreader unter Windows – Aktivieren oder deaktivieren 

Ein Screenreader unter Windows lässt sich über die Funktion “Erleichterte Bedienung” aktivieren. Der Windows-Sprachausgabe-Screenreader, auch „Narrator“ genannt, kann direkt mit der Tastenkombination Win + Strg + Enter aktiviert oder deaktiviert werden.

In den Einstellungen finden sich unter "Einstellungen > Erleichterte Bedienung > Sprachausgabe" weitere Optionen zur Konfiguration. 

Best Practices – So gestalten Sie Ihre Website screenreaderfreundlich 

Wer Websites betreibt, sollte darauf achten, dass diese screenreaderfreundlich und damit barrierefrei sind. Die folgenden Tipps helfen dabei: 

  • Semantisch korrekter HTML-Code: Verwenden Sie sinnvolle HTML-Tags wie<h1> bis <h6>, <nav>, <main> oder <button> damit der Screenreader die Inhalte logisch erfassen kann. 
  • Beschriftete Formulare: Alle Eingabefelder sollten ein sichtbares und programmatisch verknüpftes Label haben – zum Beispiel über das