WCAG 3.0

WCAG 3.0: Die Zukunft der Web Accessibility Standards

Die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) gehören seit vielen Jahren zu den grundlegenden Standards für Web Accessibility. Mit der kommenden WCAG 3.0-Version stehen bedeutende Veränderungen bevor, die den Zugang zum Internet für Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen noch besser und umfassender gestalten sollen. In diesem Artikel erklären wir die Neuerungen, die WCAG 3.0 mit sich bringt, und warum diese Weiterentwicklung so wichtig für die barrierefreie Zukunft des Internets ist. 

Was ist WCAG 3.0 und warum ist es wichtig? 

Die WCAG 3.0 sind die nächste Generation der WCAG, die seit ihrer Einführung die Grundlage für barrierefreie digitale Inhalte bilden. Bisher waren WCAG 2.0, 2.1 und 2.2 (inkl. der Anforderungen der BITV, Barrierefreie Informationstechnik-Verordnung) die gültigen Standards. Diese Versionen konzentrierten sich vor allem auf technische Aspekte wie Kontraste und Strukturierung der Inhalte. WCAG 3.0 dagegen wird eine benutzerzentriertere Perspektive bieten und verschiedene Technologien umfassen, von klassischen Websites bis hin zu IoT-Geräten und Anwendungen. 

Die Neuerungen in WCAG 3.0 sind bedeutend, da sie nicht nur die Web Accessibility verbessern, sondern auch flexiblere und umfassendere Vorgaben für unterschiedliche Technologien und Endgeräte bieten. So können mehr Menschen die Vorteile barrierefreier Inhalte nutzen, unabhängig davon, wie sie auf das Internet zugreifen. 

Die wichtigsten Neuerungen in WCAG 3.0 

Die WCAG Guidelines in der Version 3.0 unterscheiden sich von den Vorgängern durch eine Vielzahl neuer Konzepte und Ansätze. Hier sind die wichtigsten: 

Das neue Konformitätsmodell der WCAG 3.0: Bronze, Silber und Gold 

Mit WCAG 3.0 wird ein neues Konformitätsmodell eingeführt, das die Barrierefreiheit in drei Stufen unterteilt: Bronze, Silber und Gold. Diese Konformitätsstufen bieten mehr Flexibilität als die bisherigen Kategorien A, AA und AAA und ermöglichen es Unternehmen, schrittweise Fortschritte in der Barrierefreiheit zu erzielen.

  • Bronze: Diese Stufe deckt die grundlegenden Anforderungen ab, die notwendig sind, um den Zugang für die meisten Nutzer zu gewährleisten. Sie stellt die Mindeststandards sicher, etwa ausreichende Kontraste und einfache Navigation. 
  • Silber: Die Silber-Stufe umfasst erweiterte Barrierefreiheitsfunktionen, die über die Mindestanforderungen hinausgehen und zusätzliche Bedürfnisse wie kognitive Unterstützung berücksichtigen. 
  • Gold: Gold ist die höchste Stufe der Konformität und erfordert umfassende Anpassungen für eine optimale Nutzererfahrung. Sie bietet die besten Barrierefreiheitsstandards und eine durchgängige Ausrichtung auf alle Bedürfnisse. 

Flexibler Bewertungsansatz durch Punktesystem 

Anstelle der bisherigen Konformitätsstufen A, AA und AAA wird in WCAG 3.0 ein Punktesystem eingeführt. Websites und Anwendungen werden anhand von Punkten bewertet, die auf Basis ihrer Barrierefreiheitsmerkmale vergeben werden. Diese Methode erlaubt es, das Zugänglichkeitsniveau flexibler und detaillierter zu bewerten, beispielsweise durch Abstufungen wie „Teilweise barrierefrei“ oder „Meistens barrierefrei“. 

Diese Skala bewertet die Konformität anhand des Prozentsatzes der Inhalte, die den Mindestanforderungen für Textkontrast entsprechen, und zeigt mögliche Verbesserungsbereiche auf. 

Hier finden Sie ein Beispiel für die Bewertung des Textkontrasts nach dem Punktesystem der WCAG 3.0: 

Bewertung für Textkontrast 

Punktzahl Bewertung Beschreibung 
0 (very poor)Sehr schlechtWeniger als 60 % aller Textelemente auf der Website haben einen ausreichenden Kontrast zum Hintergrund (mindestens 4,5:1 für normalen Text und 3:1 für großen Text).
1 (poor)Schlecht60 %–69 % aller Textelemente haben einen ausreichenden Kontrast zum Hintergrund, es gibt jedoch keine kritischen Fehler in der Kontrastbewertung.
2 (fair)Befriedigend70 %–79 % aller Textelemente erfüllen die Anforderungen an den Textkontrast, und es liegen keine kritischen Fehler im Kontrastverhältnis vor.
3 (good)Gut80 %–94 % aller Textelemente erfüllen die Anforderungen an den Textkontrast. Die meisten Inhalte sind gut lesbar und barrierefrei gestaltet.
4 (excellent)Hervorragend95 %–100 % aller Textelemente auf der Website haben einen ausreichenden Kontrast und entsprechen voll den Anforderungen der WCAG 3.0.

 

 Diese Skala hilft, den Grad der Konformität bei der Webzugänglichkeit hinsichtlich des Textkontrasts besser zu bewerten. Je höher die Punktzahl, desto barrierefreier ist die Website in Bezug auf den Textkontrast und desto mehr erfüllt sie die WCAG 3.0-Richtlinien. 

Outcome-based Ansatz für benutzerzentrierte Bewertungen 

Ein weiterer zentraler Aspekt von WCAG 3.0 ist der Outcome-basierte Ansatz. Während frühere WCAG-Versionen den Fokus auf technische Erfüllung legten, wird in WCAG 3.0 mehr Wert auf die tatsächliche Nutzererfahrung gelegt. Dadurch wird geprüft, ob Menschen mit Behinderungen wirklich in der Lage sind, Inhalte zu verstehen und zu navigieren. Dieser Ansatz fördert ein barrierefreies Design, das besser auf die Bedürfnisse der Nutzer abgestimmt ist. 

Erweiterung der Zugänglichkeit für verschiedene Einschränkungen 

Die WCAG 3.0-Richtlinien beinhalten zudem spezifischere Anforderungen, um die Barrierefreiheit für Menschen mit kognitiven und neurologischen Einschränkungen zu verbessern. Bisher lag der Fokus eher auf visuellen, auditiven und motorischen Barrieren. WCAG 3.0 führt neue Anforderungen ein, die sicherstellen, dass auch Menschen mit kognitiven Einschränkungen besser unterstützt werden. 

Wie beeinflussen die neuen WCAG 3.0 Standards Web Accessibility? 

Die Neuerungen in WCAG 3.0 sorgen dafür, dass die Barrierefreiheit in der digitalen Welt breiter gefasst und konsequenter umgesetzt wird. Sie umfassen eine Vielzahl von Kriterien, die nicht nur für Websites, sondern auch für mobile Apps, Software und Internet-of-Things-Geräte relevant sind. 

Bessere Zugänglichkeit durch regelmäßige WCAG-Tests 

Mit WCAG 3.0 können Unternehmen regelmäßige WCAG Tests durchführen, um zu prüfen, ob ihre digitalen Angebote den neuen Standards entsprechen. Der Einsatz eines WCAG Checkers kann hierbei unterstützen, denn dieser stellt sicher, dass Inhalte die neuesten Anforderungen erfüllen und barrierefrei zugänglich sind. WCAG 3.0 erleichtert diesen Prozess durch klare Bewertungskriterien und ein Punktesystem, das auch die schrittweise Verbesserung von Barrierefreiheit abbildet. 

Bedeutung der WCAG 3.0 für die BITV und andere Gesetze 

Die BITV (Barrierefreie Informationstechnik-Verordnung) ist die deutsche Anpassung der WCAG-Richtlinien für öffentliche Stellen. Mit WCAG 3.0 werden die Anforderungen an die Web Accessibility weiter harmonisiert, was es auch Unternehmen und öffentlichen Institutionen erleichtert, die Einhaltung der Barrierefreiheitsstandards nachzuweisen. Eine frühzeitige Umsetzung der WCAG 3.0-Richtlinien wird Unternehmen dabei helfen, auch zukünftigen gesetzlichen Anforderungen gerecht zu werden. 

Anwendung und Umsetzung der WCAG 3.0 Standards 

Die Umsetzung der WCAG 3.0 kann je nach Unternehmensgröße und Komplexität der digitalen Produkte variieren. Hier sind einige Schritte, die Organisationen unternehmen können, um ihre digitalen Angebote WCAG 3.0-konform zu gestalten: 

Schulung und Sensibilisierung der Mitarbeiter 

Ein wesentlicher Schritt, um WCAG Accessibility zu gewährleisten, besteht in der Schulung der Mitarbeiter im Bereich Barrierefreiheit. Mitarbeiter sollten die Bedeutung der neuen WCAG Richtlinien verstehen und wissen, wie sie angewendet werden, um Barrieren zu vermeiden. Unternehmen können Workshops und Schulungen anbieten, um das Verständnis für die Richtlinien zu fördern. 

Implementierung eines WCAG Checkers zur kontinuierlichen Überprüfung 

Die Nutzung eines WCAG Checkers ist eine effektive Methode, um sicherzustellen, dass alle digitalen Inhalte den neuesten Standards entsprechen. Dieser Checker analysiert Kontraste, Lesbarkeit und Bedienbarkeit und hilft so, die Konformität zu überprüfen und zu gewährleisten. WCAG 3.0 bietet durch den Outcome-basierten Ansatz flexiblere Bewertungskriterien, was die kontinuierliche Verbesserung der Zugänglichkeit unterstützt. Userway bietet zudem weitere Tools, wie ein Accessibility-Audit, um die digitale Barrierefreiheit sicherzustellen. 

Regelmäßige WCAG-Tests und Anpassungen 

Unternehmen sollten regelmäßige WCAG Tests durchführen, um sicherzustellen, dass sie die neuesten Anforderungen erfüllen. Dazu gehören nicht nur technische Aspekte, sondern auch die Benutzerfreundlichkeit und das Feedback der Nutzer. Durch regelmäßige Tests können Unternehmen frühzeitig auf Veränderungen reagieren und kontinuierlich an einer barrierefreien Webpräsenz arbeiten. 

FAQ: Häufig gestellte Fragen zu WCAG 3.0 

Was ist die aktuelle Version der WCAG? 

Die aktuellste Version ist WCAG 2.2, aber die WCAG 3.0 befindet sich bereits in der Entwicklung und wird in naher Zukunft die bisherigen Richtlinien erweitern und ergänzen. 

Welche WCAG-Version sollte ich verwenden? 

Die Empfehlung ist, sich an der neuesten Version, WCAG 2.2, zu orientieren und sich auf die kommenden Änderungen in WCAG 3.0 vorzubereiten, um auch zukünftigen Standards gerecht zu werden. 

Wer muss die WCAG befolgen? 

Öffentliche Institutionen und Unternehmen, die Dienstleistungen für die Allgemeinheit anbieten, müssen die WCAG-Richtlinien einhalten. Viele private Unternehmen setzen ebenfalls auf WCAG-Standards, um ihre digitale Barrierefreiheit zu optimieren. 

Wie erreicht man WCAG-Konformität? 

Durch die Nutzung von WCAG-Tests, WCAG-Checkern und regelmäßigen Überprüfungen der Inhalte auf Lesbarkeit, Bedienbarkeit und Kontraste. Eine kontinuierliche Anpassung und Verbesserung der Inhalte stellt sicher, dass die Richtlinien eingehalten werden.