Studium mit Behinderung

Wege zum inklusiven Online-Studium 

Ein Studium ist eine wichtige Lebensphase voller neuer Erfahrungen und Herausforderungen. Studierende mit Behinderungen oder chronischen Erkrankungen stehen häufig vor zusätzlichen Herausforderungen. Laut dem Deutschen Studentenwerk haben rund 16 % der Studierenden eine Beeinträchtigung, die das Studium erschwert. 

Dabei eröffnen vor allem Online-Studiengänge neue Chancen, um barrierefrei zu studieren. Mit flexiblen Lernformaten und digitalen Tools kann das Studium so gestaltet werden, dass es für alle zugänglich wird. 

Warum das Online-Studium eine Chance bietet 

Ein Studium mit Behinderung bringt spezielle Herausforderungen mit sich. Präsenzveranstaltungen, eingeschränkte Mobilität oder starre Zeitpläne können für Studierende mit gesundheitlicher Beeinträchtigung problematisch sein. Online-Studiengänge bieten hier zahlreiche Vorteile: 

  • Flexibilität: Lerninhalte können individuell eingeteilt und von zu Hause aus bearbeitet werden. 
  • Ortsunabhängigkeit: Keine langen Anfahrtswege oder barrierefreie Zugänge zu Gebäuden nötig. 
  • Digitale Hilfsmittel: Tools wie Screenreader oder Spracherkennungssoftware erleichtern den Zugang zu Lernmaterialien. 

Für Menschen mit psychischen Erkrankungen oder einer Behinderung oder chronischen Krankheit kann das digitale Studium eine Möglichkeit sein, Stressfaktoren zu reduzieren und die Studienzeit effizienter zu gestalten. 

Herausforderungen für Studierende mit Behinderung im Online-Studium 

Trotz der vielen Vorteile eines Online-Studiums bestehen noch immer Barrieren, die überwunden werden müssen. Häufig sind Lernplattformen oder Materialien nicht vollständig barrierefrei gestaltet. Fehlende Untertitel bei Videos, unzugängliche Dokumente oder eine schlechte Bedienbarkeit für assistive Technologien erschweren den Zugang. 

Ein weiteres Problem ist die fehlende persönliche Unterstützung. Viele Studierende mit Behinderung wünschen sich eine direkte Beratung, die im Online-Studium manchmal schwer zugänglich ist. Das Deutsche Studentenwerk bietet in diesem Bereich jedoch wertvolle Hilfestellung und unterstützt Studieninteressierte und Studierende mit speziellen Beratungsangeboten. 

Tipps für Hochschulen: Barrierefreies Studium fördern 

Hochschulen spielen eine zentrale Rolle dabei, ein barrierefreies Studium für alle zu ermöglichen. Gerade im Bereich des Online-Studiums können gezielte Maßnahmen ergriffen werden, um Barrieren abzubauen und die Lernumgebung inklusiv zu gestalten. 

Barrierefreie Plattformen: Die genutzten Lernplattformen sollten vollständig zugänglich sein, von der Navigation bis hin zur Darstellung von Inhalten. 

Untertitelung und Transkription: Videos und Audioaufnahmen sollten mit Untertiteln oder Transkriptionen versehen werden, um sie für Studierende mit Hörbehinderungen zugänglich zu machen. 

Flexible Prüfungsformate: Individuelle Prüfungsbedingungen, wie verlängerte Bearbeitungszeiten oder alternative Abgabeformate, erleichtern den Zugang zu Prüfungen. 

Schulungen für Lehrende: Dozierende sollten geschult werden, um die Anforderungen von studierenden mit Behinderungen besser zu verstehen und barrierefreie Materialien bereitzustellen. 

Technische Unterstützung: Bereitstellung von assistiven Technologien, wie Screenreadern oder ergonomischen Arbeitsplätzen, hilft Studierenden, ihr Potenzial voll auszuschöpfen. 

Durch solche Maßnahmen können Hochschulen nicht nur die Anforderungen an die Barrierefreiheit erfüllen, sondern auch ein inklusives Umfeld schaffen, das den Bedürfnissen von Studierenden mit gesundheitlicher Beeinträchtigung gerecht wird. 

Tools und Lösungen für barrierefreies Studieren 

Die Digitalisierung eröffnet viele Möglichkeiten, um das Studium mit Behinderung zugänglicher zu machen. Verschiedene Tools und Softwarelösungen unterstützen Studierende mit gesundheitlicher Beeinträchtigung dabei, effektiv zu lernen und Barrieren zu überwinden: 

Screenreader: Programme wie JAWS oder NVDA lesen digitale Inhalte vor und erleichtern blinden oder sehbehinderten Studierenden den Zugang zu Lernmaterialien. 

Spracherkennungssoftware: Tools für die Spracherkennung ermöglichen das Verfassen von Texten per Spracheingabe – ideal für Studierende mit motorischen Einschränkungen. 

Barrierefreie Plattformen: Lernmanagementsysteme wie Moodle bieten mit Plugins und Erweiterungen Funktionen für barrierefreies Studieren. 

Accessibility-Tools wie UserWay: Das Userway Accessibility Widget hilft Hochschulen und Plattformen, ihre Inhalte nach WCAG-Standards zu optimieren und so barrierefrei Studieren zu ermöglichen. 

Diese Technologien ermöglichen nicht nur eine individuellere Studiengestaltung, sondern tragen auch dazu bei, dass Hochschulen ihre digitalen Angebote inklusiv und zukunftsfähig gestalten. 

Nachteilsausgleich im Studium – Ein wichtiger Schritt zur Chancengleichheit 

Ein Nachteilsausgleich im Studium ist ein zentrales Instrument, um Menschen mit einer gesundheitlichen Beeinträchtigung oder einer Behinderung gleiche Chancen zu bieten. Dieser Ausgleich kann in vielen Formen gewährt werden, etwa durch: 

  • Verlängerung von Abgabefristen bei Hausarbeiten. 
  • Individuelle Prüfungsmodalitäten, wie verlängerte Bearbeitungszeiten. 
  • Einsatz von assistiven Technologien in Klausuren. 

Studierende können den Nachteilsausgleich bei ihrer Hochschule beantragen. Es empfiehlt sich, sich frühzeitig beraten zu lassen, um alle Möglichkeiten ausschöpfen zu können. 

Studieren mit Behinderung: Finanzielle Unterstützung 

Ein weiteres Hindernis, das Studierende mit Behinderung häufig betrifft, sind die zusätzlichen Kosten, die durch eine Behinderung oder chronische Krankheit entstehen. Hier gibt es jedoch zahlreiche Fördermöglichkeiten: 

  • BAföG mit Zuschlägen: Studierende, die zusätzliche Ausgaben aufgrund ihrer Behinderung haben, können höhere BAföG-Sätze beantragen. 
  • Stipendien: Es gibt spezielle Stipendienprogramme für Studierende mit gesundheitlicher Beeinträchtigung, die neben finanzieller Unterstützung auch Zugang zu Netzwerken bieten. 
  • Zuschüsse für technische Hilfsmittel: Screenreader, Spracherkennungssoftware oder ergonomische Arbeitsplätze können unter bestimmten Bedingungen finanziert werden. 

Das Deutsche Studentenwerk und lokale Beratungsstellen der Hochschulen sind wichtige Anlaufstellen, um sich über finanzielle Unterstützung und Fördermöglichkeiten beraten zu lassen. 

FAQ - Häufig gestellte Fragen zum Online-Studium mit Behinderung 

Kann man mit Behinderung studieren? 

Ja, Menschen mit Behinderung können studieren. Mit Unterstützung durch Nachteilsausgleiche, barrierefreie Lernplattformen und finanzielle Hilfen ist ein Studium möglich. 

Welche Rechte haben Studierende mit Behinderung? 

Studierende mit Behinderungen haben Anspruch auf barrierefreie Lernumgebungen, Nachteilsausgleiche und finanzielle Unterstützung gemäß gesetzlicher Vorgaben. 

Was tun, wenn die Hochschule nicht barrierefrei ist? 

Betroffene sollten sich an die Beratungsstelle der Hochschule oder das Deutsche Studentenwerk wenden. Bei Bedarf können rechtliche Schritte eingeleitet werden. 

Ist ein Online-Studium besser für Menschen mit Behinderung? 

Ja, Online-Studiengänge bieten Vorteile wie ortsunabhängiges Lernen, flexible Zeitgestaltung und die Möglichkeit, mit digitalen Tools Barrieren abzubauen.